Tine Steiss, geprüfte MBSR-Lehrerin und Veronika Eicher, Redakteurin des deutschen happiness Magazins beginnen ihre Meetings für die Online-Community happiness.com mit einer kleinen fünf Minuten Meditation. Das hilft dem Team, sich auf das Jetzt zu konzentrieren. Diesen Gastartikel haben sie für SchnellEinfachGesund.de geschrieben und fünf Achtsamkeitsübungen vorgestellt, die sich gut in den Alltag einbinden lassen.
Im Zusammenhang mit Achtsamkeit und Achtsamkeitsmeditation werden oft drei Vorurteile erwähnt, die Menschen hindern, sich dem Thema zu nähern. Bevor wir mit den Übungen beginnen, möchten wir darüber aufklären, dass Achtsamkeit weder gelangweilte Gleichgültigkeit, noch effizienzgesteuerte Selbstoptimierung bedeutet.
Wer Achtsamkeitsmeditation übt und dafür beispielsweise einen MBSR ("Mindfulness-Based Stress Reduction", auf Deutsch "Stressbewältigung durch Achtsamkeit") -Kurs belegt, möchte in der Regel ruhiger, ausgeglichener, zufriedener und entspannter durchs Leben gehen. Daraus wird gerne der Schluss gezogen, dass der Mensch dadurch gleichgültig wird. Noch negativer gesehen, dass mensch, was auch immer passiert, wiederspruchslos über sich ergehen lässt und zu einem Spielball des Lebens wird.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Wer Achtsamkeit übt, wird nicht von der Wut übermannt, aber ist sich der Wut durchaus bewusst! Wut kann so als Hinweis auf Ungerechtigkeit und dann als Motivation genutzt werden. Daraus folgt eine klarere Kommunikation von Bedürfnissen und Grenzen. Achtsame Menschen stehen in der Regel eher für sich und andere ein, aber sie tun dies auf eine ruhigere, sachlichere Art und sind eher in der Lage, gegenüber sich selbst empathisch und liebevoll zu reagieren.
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Gut für alle: Achtsame Menschen stehen eher für sich und andere ein, aber können dabei ruhig und sachlich bleiben
Ein weiteres Vorurteil: Durch Achtsamkeit kann ich mich selbst optimieren und (noch) mehr arbeiten. Auch das stimmt nur bedingt. Achtsamkeit kann uns helfen, konzentrierter zu sein, Signale und Zwischentöne besser wahrzunehmen. Aber wer zu viel zu tun hat, hat auch mit einer regelmäßigen Achtsamkeitspraxis noch zu viel zu tun. Allerdings hilft die Achtsamkeit dabei, diesen Umstand früher zu erkennen, zu kommunzieren und behutsam Kompromisse zu finden, um das Zuviel abzubauen.
Durch Achtsamkeitsmeditationen lassen sich alle Gedanken stoppen – ein irreführendes Vorurteil. Bei der Achtsamkeitsmeditation geht es nicht darum, einen leeren Geist zu erlangen, sondern unsere Aufmerksamkeit bewusst zu steuern. Schließlich gilt: Unsere Gedanken sind kein Feind, den es zu bekämpfen gilt. Das Lernen aus Fehlern, Planen, Verstehen sind hilfreiche Funktionen, die uns dienen können. Wir lernen, den Autopilot zu stoppen und die Zügel der Gedanken wieder selbst in die Hand zu nehmen. So können wir unser geistiges Leben nach unseren Wünschen gestalten, statt den Gedanken die Herrschaft über uns, unsere Weltsicht, unser Erleben und unsere Emotionen zu überlassen.
"Das viel verwendete Wort Achtsamkeit bewirkt das Innehalten im Moment, das Abschalten des Autopiloten und den Stopp des Gedankenkarusells"
Achtsamkeit hilft uns also dabei, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse erkennen können und sie dadurch klarer kommunieren können. Wir erlangen außerdem - etwas überspitzt gesprochen – die Kontrolle über unser Leben zurück, denn wir können den Autopilot-Zustand von über 50% der Zeit auf unter 30% senken (und laut einer aktuellen Studie sind Menschen gerade in diesen "Autopilot-Zeiten" unglücklich – ein Zustand, in dem wir uns mehr als die Hälfte der Zeit befinden!).
Zentrales Element der Achtsamkeit ist es, in den aktuellen Moment zurückzukehren. Unsere Gedanken ziehen uns ständig einerseits in die Vergangenheit, um alte Probleme wiederzukäuen - und mit einem Sprung sind wir in einer Gedankenspirale gelandet. Alternativ schicken sie uns auf eine Reise in die Zukunft: Wir planen jedes Detail, um Probleme zu vermeiden, obwohl uns doch so viele Variablen unbekannt sind. Ein gewisses Maß an Überlegtheit kommt uns natürlich zugute, doch es braucht ein gesundes Maß.
Wann warst du das letzte Mal wirklich unter der Dusche? Also nicht nur mit dem Körper, denn der steht natürlich unter der Dusche, sondern auch mit den Gedanken. Die sitzen oft gedanklich bereits im Auto, leiden unter dem Stau, (den des vielleicht gar nicht gibt) oder ärgern sich über eine vermeintliche Äußerung eines Kollegen im nächsten Meeting (die er vermutlich nie sagen wird). Nimm dir ein paar Atemzüge Zeit und spüre das warme Wasser auf der Haut, atme die feuchte Luft und den Duft des Shampoos ein. Genieße den Moment der Entspannung im Jetzt, in diesem realen Moment.
Gedankenwäsche: In der Dusche alle Gedanken loslassen und nur das Wasser spüren, ist eine gute Achtsamkeitsübung im Alltag
Übe Achtsamkeit beim Essen. Rieche und schmecke jeden Bissen. Vielleicht gelingt das, wenn du in Gedanken bei denen bist, die in der langen Kette beteiligt waren, bis das Essen auf deinem Teller gelandet ist. Dem Feld, den Tieren, den Bäuer*innen, den Erntehilfer*innen, den Fahrer*innen, den Mitarbeiter*innen im Supermarkt, den Köch*innen, usw.
VERWANDTES THEMA: Achtsam essen: Du bist, was du isst
Achtsamkeit kann bei jeder Handlung geübt werden. Die Erfolgsformel bleibt immer die gleiche: Den Strom der Gedanken zu unterbrechen und bewusst ins Jetzt zurückkehren. Das kann ein bewusster Atemzug auf dem Weg zur Arbeit sein, oder wenn du dein Bewusstsein vor dem Einschlafen durch den Körper lenkst und jedes Körperteil entspannst. Manchmal reicht eine kleine Pause, ein einziger Atemzug, um bei sich selbst einzuchecken. Wie geht es mir heute? Wo sind meine Gedanken, Gefühle, körperlichen Empfindungen?
Bewusst Atmen ist super einfache Übung, denn du kannst sie überall anwenden und niemand wird bemerken, dass du gerade Achtsamkeit übst. Wo auch immer wir sind, in der Bahn, in der Schlange im Supermarkt oder zuhause auf der Couch, können wir für einen Augenblick bewusstes Atmen üben.
Das klappt so:
Wir beginnen die Übung mit ein paar bewussten Atemzügen und lassen dann dem Atem seinen natürlichen Lauf. Nun kann der natürliche Rythmus aus Sammeln und Entspannen folgen. Wer in einer angespannten Situation steckt, kann die Aufmerksamkeit beim Einatmen in die Schultern lenken und diese beim Ausatmen bewusst entspannen. Auf diese Weise kann mensch auch nach und nach den gesamten Köper entspannen.
Wem das alles zu spirituell ist, lässt sich vielleicht vom amerikanischen Militär überzeugen. Dort wird eine schlichte Atemübung als "Kampf-" oder "Taktische Atmung" bezeichnet. Wir kennen sie eher unter dem Namen "Box Breathing". Als hervorragende Methode, um Stress abzubauen und sich zu beruhigen, wird diese Atemstrategie von Ersthelfern, vom Militär und von Athleten genutzt, um sich zu konzentrieren, innere Ruhe und Kontrolle zu erlangen und mit Stress umzugehen.
Darüber hinaus kann sie uns helfen, Sorgen und Nervosität in Schacht zu halten.
Fertig ist die imaginäre Atembox.
Durch diese fünf Übungen kannst du üben, aus der Diktatur der Gedanken auszubrechen und diese als Gedanken wahrzunehmen. Gedanken wollen dir gerne weismachen, dass sie die absolute Wahrheit sind. Mit der Fähigkeit, den Gedankenstrom zu unterbrechen und sie zu hinterfragen, kannst du so mancher Aufregung entgehen.
Gedanken loslassen und die Aufmerksamkeit auf das richten, was in diesem Moment präsent ist, wird durch die Übungen geschärft. Die Aufmerksamkeit bleibt bei den Fakten, das Gedankenkarusell bleibt still. Unsere Gedanken sind von der Evolution darauf getrimmt worden, sich auf potenzielle Gefahren und Probleme zu stürzen. Wir ignorieren das Gute und fokussieren uns auf die Probleme. Sich das Gute bewusst machen, es genießen und Dankbarkeit empfinden für all das, was uns tagtäglich Positives wiederfährt, lässt uns die Probleme in Relation setzten. Als schöner Nebeneffekt werden sie dadurch auch einfacher zu bewältigen.
Zu Beginn der Achtsamkeitspraxis üben wir, das, was gerade jetzt passiert, bewusst wahrzunehmen. Wir können nun auch die Gedanken, die in der Vergangenkeit oder Zukunft verweilen, als solche erkennen. Gedanken in der Zukunft lösen oft Angst und Sorge aus. Gleichzeitig beruhen sie aber auf unwahrscheinlichen Szenarien und Vermutungen und sind für uns im Jetzt nicht hilfreich. Allerdings lässt sich eine Sorge, auch wenn man es klar erkennt, nicht einfach verdrängen. Wir üben, sie zu erkennen und mit Fürsorge zu akzeptieren, denn letzlich wollen auch diese Gedanken der Sorge uns helfen.
Ruhe bewahren: Achtsamkeit hilft uns, im Gedankensturm klar zu bleiben und Aufregung von Wahrheit unterscheiden
Mit den Achtsamkeitsübungen lernen wir zu unterscheiden, was in diesem Moment wahr ist und einer Handlung bedarf. Nehmen wir dafür als Beispiel, wenn wir uns über eine Äußerung ärgern. Statt blind vor Wut zu sein, lernen wir zu sehen, dass Ärger in uns ist. Wir spüren ihn im Körper, durch ein Hitzegefühl im Kopf oder verkrampfte Schultern. Unsere Gedanken wollen uns dann eine große Geschichte zu diesem Ärger erzählen. Vieles dabei wird aber gar nicht stimmen und auf Spekulationen und Annahmen beruhen, die sich im Moment des Ärgers allerdings sehr wahr anfühlen. Mit Achtsamkeit können wir uns auf die Fakten besinnen. Statt der Wut blind zu folgen und unser Gegenüber anzuschreien können wir ruhig mitteilen, was genau wir als ungerecht empfinden und wo wir uns übergangen gefühlt haben. Auf diese sachliche Art lassen wir mehr Platz für eine friedliche Klärung der Angelegenheit.
Achtsamkeit ist kein theoretisches Feld. Es lässt sich gut mit dem Besuch im Fitnesstudio vergleichen. Wenn wir ins Studio gehen und uns genau erklären lassen, wie die Geräte die Muskeln stärken, aber nicht selbst an den Geräten schwitzen, werden wir auch keine Muskeln aufbauen. Genauso verhält es sich mit dem Achtsamkeitsmuskel. Nur, wenn du regelmäßig trainierst, wirst du die Gehirnareale stärken, die rational denken. Nur dann wirst du das Positive sehen, wirst mehr Zufriedenheit empfinden und glücklicher sein.
Neue Gewohnheiten sind sicherlich einfacher zu erlernen, wenn man Erfahrungen teilt und sich gegenseitig inspiriert. Die Online-Community happiness.com (www.happiness.com), die von den Autorinnen Tine Steiss und Veronika Eicher mitbetreut wird, möchte ihren Mitgliedern eine sichere und sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft ermöglichen. Im happiness Forum, in den Kursen der happiness Akademie und im Magazin werden dafür Werkzeuge, Praktiken und Erfahrungen ausgetauscht. Das Ziel des non-profit Projektes: Es allen Menschen ermöglichen, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.
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Du kannst dem Auf- und Ab des Lebens nicht entkommen, aber du kannst lernen bewusster damit umzugehen, es anzunehmen und dadurch innere Freiheit zu erlangen.
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