Trauer hat so viele Gesichter und jedes für sich ist besonders. Wenn wir an Trauer denken, dann haben wir meist die Verluste naher Angehöriger und geliebter Menschen oder auch Lebewesen vor Augen. Wir trauern um die gewesenen Momente und um die Vergangenheit. Was aber, wenn wir einen Menschen verlieren, mit dem wir noch gar keine Gegenwart hatten?
Das Thema Fehlgeburt bzw. stille Geburten ist etwas, was alltäglich ist, aber auch alltäglich unsichtbar. Es gibt verschiedenste Statistiken: Je nach Definition münden 20 - 70% aller Schwangerschaften im ersten Trimester in einen Abort, und viele davon bleiben unbemerkt, da die Schwangerschaft noch nicht festgestellt wurde. Viele geschehen aber auch bewußt. Und das ist dann nicht einfach "nur" ein trauriger, aber biologischer Prozess, sondern der Abschied von jemandem, den wir nie kennenlernen werden, für den wir aber bereits eine Zukunft vor Augen hatten.
Was ist eine stille Geburt?
Der Begriff "stille Geburten" wird seit einiger Zeit deswegen verwendet, weil die Begriffe der "Fehlgeburt" oder "Totgeburt" zu medizinisch oder im Wortsinn nicht zutreffend sind. Der Ausdruck "Stille Geburten" spiegelt weitaus besser als die bekannten Begriffe den Umstand wieder, dass es sich nicht um einen Fehlschlag handelt, sondern um eine glückliche und hoffnungsvolle Phase mit unerwartetem frühen Ende. Und Fakt ist: Dieses kleine Geschöpf wird geboren, aber nicht lebendig. Also im Stillen.
Was dazu kommt: Mit stillen Geburten sind die Eltern zumeist allein gelassen. Nicht wegen einer bewussten Ausgrenzung von Seiten der Angehörigen, sondern weil die Trauer über den Verlust eines ungeborenen Kindes ein sehr persönlicher Prozess ist, in den sich niemand einzumischen traut.
Stimmt das so?
Im Wesentlichen schon, wenn wir uns verschiedenste Erfahrungsgeschichten Betroffener anschauen: Es herrscht Hilflosigkeit, die Reaktionen reichen meist von "Beim nächsten Mal klappt's!" über "Es sollte nicht sein!" bis zu "Das hat einen tieferen Sinn!". Aber ist diese Trauer wirklich nur Sache der unmittelbar Betroffenen oder sollten sich alle nahestehenden Personen der Situation bewusst werden und aktiv bei dem Trauerprozess dabei sein, wenn die Eltern es zulassen und wünschen?
Was sind die möglichen Ursachen für eine stille Geburt?
Die Ursachen sind vielschichtig, im ersten Trimester "entscheidet" der weibliche Organismus selbst, die Zygote entweder nicht zum Embryonen werden zu lassen oder den Embryonen nicht zum Fötus. Denn dieser sehr komplexe Reproduktionszyklus überwacht sich tatsächlich selbst. Wenn im ersten Trimester die notwendige und vorhergesehene Zellteilung nicht korrekt stattfindet stößt der Organismus selbst das befruchtete Ei ab.
Dies ist zumindest im ersten Trimester (die ersten 3 Monate) der Fall. Viele von diesen stillen Geburten werden - wie schon erwähnt - oft gar nicht wahrgenommen, wenn vorher keine Schwangerschaft festgestellt wurde.
Es gibt zudem viele weitere Gründe, weswegen eine Schwangerschaft nicht in einer Lebendgeburt mündet. Die Ursachen für eine Fehlgeburt sind biologischer bzw medizinischer Natur und es kann nicht nur im ersten Trimester passieren.
Was ist wichtig für den Trauerprozess?
Das Allerwichtigste ist, die Trauer nicht zu überspringen. Das ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, aber besonders bei Paaren kann die Trauerphase zusätzlich zum Verlust das Gefühl des Alleinseins und damit der Trauer verstärken.
Was ist wichtig für die Zukunft eurer Familie?
Wenn eine stille Geburt Teil eures Lebens ist, dann ist es wichtig, jedem Kind - sei es ein geborenes, ein Sternenkind oder ein werdendes - seinen Platz in euren Herzen und in eurer Familie zu geben.
Hier einige Infos zum Thema:
Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt: was du wissen solltest
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