Es motiviert mehr, andere zu schützen, als „nur“ sich selbst. Das ergab die amerikanischen Studie „It‘s Not All About Me“, die 2011 herausfand, dass ein einziges Wort in der Händewasch-Anweisung für die Ärzte und Pfleger einen signifikanten Unterschied in der Gründlichkeit von Hygiene-Maßnahmen brachte. Statt „Hände waschen schützt dich vor Krankheitserregern“, war es das kleine Wort andere, das bewirkte, dass das medizinische Personal sich besser und gründlicher die Hände wusch.
Überträgt man das Ergebnis dieser Studie auf die aktuelle Situation, hätte die Aussage im Hinblick auf den COVID-19 Virus, „Bleib zuhause, um dich zu schützen“ zu einem schnelleren Umdenken führen können, wenn gesagt worden wäre „Bleib zuhause, um andere zu schützen“. Diese soziale Verantwortung wurde lange nicht realisiert.
Umso wichtiger ist es jetzt, sich dieser Verantwortung zu stellen und in der Krise solidarisch zu zeigen. Hilfe anbieten via Aushängen im Hausflur oder per Facebook und WhatsApp. Die Risikogruppen mit Einkäufen versorgen, die vor die Tür gestellt werden, dem Patenkind vor dem Fenster ein Lied singen. Es ist uns in die Wiege gelegt, als Menschen freundlich und hilfsbereit zu sein, wenn andere uns brauchen. So zeigen es bereits kleine Kinder, die in einer Studie einfacher auf eine Süßigkeit verzichten konnten, wenn ihnen gesagt wurde, dass davon ein anderes Kind profitieren würde, als wenn es nur um sie selbst ging.
Doch die Hamsterkäufe und Überlieferungen zu Schlägereien um die letzte Packung Klopapier zeigen leider auch, dass nicht jeder in Zeiten einer Krise altruistisch und hilfsbereit reagiert. Dafür braucht es einen ruhigen Kopf und keine Panik. Bei minütlich eintrudelnden Nachrichten und Katastrophenmeldungen kostet es Kraft, nicht in Panik zu verfallen. Panik blockiert jedoch das kontrollierte Denken und kann uns handlungsunfähig zurücklassen.
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Versuchen wir die Panik zu veratmen und konzentrieren uns auf das Hier und Jetzt, auf uns in diesem Moment, an diesem Tag. Bleiben wird die Sorge, und die ist völlig in Ordnung. Mit Sorge wird der Wocheneinkauf in den gleichen Mengen wie sonst auch gekauft, die Hände werden gut gewaschen, aber der rational denkende Mensch weiß, dass Desinfektionsmittel für die sein sollte, die es wirklich brauchen: Ärzte, Pfleger, Menschen mit chronischen Krankheiten und die Risikogruppe.
Ruhig bleiben, dafür hat wohl jede*r seine eigenen Werkzeuge. Mir hilft beispielsweise immer ein Telefongespräch mit meiner Oma, die immer positiv ist und es mit wenigen Sätzen schafft, etwaige Sorge und negative Gedanken, wie früher ein „Aua“ am Knie, wegzupusten. Neben Gesrpächen mit (ruhigen) Freund*innen hilft Achtsamkeit, denn sie reduziert emotionale Überreaktionen und befähigt uns, klügere Entscheidungen zu treffen. Frische Luft trägt ebenfalls dazu bei, die Ruhe zu bewahren. Wenn es möglich ist, ohne mit anderen in Kontakt zu kommen nach draußen zu gehen, können wir die beruhigende Wirkung der Natur nutzen, um wieder in unsere Mitte zu finden.
"Hilfe anbieten via Aushängen im Hausflur oder per Facebook und WhatsApp. Die Risikogruppen mit Einkäufen versorgen, die vor die Tür gestellt werden, dem Patenkind vor dem Fenster ein Lied singen. Das ist gelebte Solidarität."
Statt sich in dieser Krisensituation in Angst und Panikmache hineinfallen zu lassen, sollten wir unseren Fokus auf unseren unmittelbaren Einfluss lenken. Denn auch wenn vieles nicht in unseren Händen liegt, gibt es immer noch Handlungsspielraum, wie wir uns selbst und andere achtsam in der Viruszeit begegnen können.
Quarantäne am Balkon: Solidarität zeigen durch Klatschen, Reden, Musik
Hier sind einige Möglichkeiten, wie wir uns selbst und anderen in dieser Zeit achtsam begegnen können:
Das Video mit den brennenden Streichhölzern zeigt eindrücklich, welche Auswirkung unser Handeln derzeit für die Ausbreitung der Viruskrankheit hat. Ein „Streichholz“, also ein Mensch, tritt aus der Reihe und verhindert so, dass das „Feuer“, also COVID-19, auf die anderen Streichhölzer übergreift. Nun sollte klar sein: Je mehr Streichhölzer zur Seite treten, desto weniger breitet sich das Feuer aus. Daneben können wir uns noch drei Eimerchen Wasser vorstellen, die jeder zum Löschen von einem Streichholz befähigt sind. Nicht alle Streichhölzer brennen ganz ab, viele bekommen vorher einen Luftzug und das Feuer erlischt. Aber sagen wir mal, von zwanzig Streichhölzern drohen vier ganz abzubrennen. Welchen sollen die drei Eimerchen löschen?
Wir sollten den in vielen Teilen Europas noch nur als „Empfehlung“ ausgesprochenen Hinweis, soziale Kontakte zu meiden, wirklich ernst nehmen. Sich jetzt in Cafés zu begeben oder gar Partys zu schmeißen, weil die Klubs zu sind, ist nicht nur asozial, sondern schiebt Medizinern und Pflegern später den schwarzen Peter zu, wenn sie nur drei Beatmungsgeräte haben und vier Kranke, die auf diese angewiesen ist.
Jeder von uns kann nun Vorbild sein, kann zuhause bleiben, kann aufklären. Dabei ruhig zu bleiben und faktenbasiert zu argumentieren, ist mir dieses Wochenende zugegebenermaßen zuweilen auch schwer gefallen. Doch auch ich hätte vor einer Woche noch nicht geglaubt, dass soziale Distanz nicht nur etwas mit mir, sondern ganz viel mit anderen Menschen zu tun hat. Diese Lernkurve braucht etwas Zeit. Doch je besser du deinen Mitmenschen die Lage erklärst, desto eher werden sie ihre eigene soziale Verantwortung wahrnehmen (wie wir oben gelesen haben, sind wir ja in unserer Natur alle soziale, empathische Wesen). Helfen können gut recherchierte wissenschaftliche Artikel oder ein Podcast.
Wie jetzt, erst soll ich mich von allen Menschen fernhalten, und jetzt soll ich nicht alleine bleiben? Ja, genau! Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er braucht Kontakt, um glücklich zu sein. Dennoch bedeutet soziale Distanz ja nicht, dass man keinen Kontakt mehr halten soll. Jetzt mehr denn je!
Trefft euch mit Freundinnen und Freunden zum Abendessen auf Skype, macht vorher aus, was gekocht wird und schnippelt das Gemüse gemeinsam. Erzählt euch die unlustigsten Witze und trinkt, wenn ihr in der Stimmung seid, ein Corona. Verabredet euch zum Basteln mit den Kindergarten- und Schulfreund*innen eurer Kinder, malt Bilder und hängt sie an euren Balkon. Wenn ihr ein Instrument spielt, spielt es zum Fenster raus und bringt Nachbarn auf andere Gedanken (hoffentlich gute), ruft jeden Tag eure Omas und Opas an und fragt sie, wieviele Krokusse in ihrem Garten blühen und was sie eigentlich früher in Krisenzeiten so gemacht haben.
Soziale Isolation, sozialer Zusammenhalt: Moderne Medien machen Nähe möglich
Gutes tun kann nur der, dem es gut geht. Deshalb, so viel dir das Aufklären und Vorbild sein, geben wird, es wird dich auch Kraft kosten. Soziale Isolation ist schwierig, die Ungewissheit welche Auswirkung der Coronavirus wirtschaftlich und finanziell auf die Welt und auf die eigene Sicherheit haben werden, kann (er)drückend sein.
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Diese Krise ist nicht mit Ferien oder einer Auszeit zu vergleichen. Aber – sehen wir es mal positiv – wenn wir schon daheim sind, dürfen und sollten wir das auch nutzen. Nicht nur für Grübeleien, sondern für Dinge, die uns gut tun. Du hattest seit Jahren schon keine Zeit mehr Handarbeiten, Journaling, Papierschöpfen oder den verstaubten Malkasten auszupacken? Jetzt kannst du das nachholen. Auch Dinge, anstatt derer es sonst immer wichtigeres zu tun gibt, wie Kontakte auf Telefon und Facebook aussortieren, Kleiderschrank ausmisten oder endlich mal den Bücherstapel von Weihnachten lesen, können jetzt an die Reihe kommen. Schreibe einen Brief an all die Menschen, die dir wichtig sind, meditiere, um gut in den Tag zu starten oder lasse den Abend mit Yoga ausklingen. All das, für das wir uns sonst im Alltag oft zu wenig Zeit nehmen. Es hilft niemanden, wenn du das alles aus Solidarität NICHT machst. Es hilft aber vielleicht, WENN du es machst, weil du dann mehr Kraft für gemeinnützige Hilfsaktionen oder private Telefonsprechstunden für die Sorgen deiner selbstständigen Freunde hast.
"Soziale Distanz bedeutet nicht, dass man keinen Kontakt mehr halten soll. Jetzt mehr denn je!"
Eltern, deren Kinder nun von der Schule oder von der Betreuung daheim sind, haben zum Teil die Weisung erhalten, mit den Kindern Schularbeiten zu erledigen. Oder sie müssen ein aktives Kindergarten bei Laune halten, aber trotzdem Home Office machen – oder beides gleichzeitig.
Das sind zu viele Rollen auf einmal, die Eltern hier gerade alleine stemmen sollen. Alleinerziehende haben es noch schwerer. Hier gilt es, die eigenen Ansprüche und Erwartungen auf Null zu fahren. Diese ungewisse und auch von Sorgen geschwängerte Situation muss für alle so angenehm oder (auch einfach nur) so aushaltbar wie möglich gemacht werden. Dann verpasst das Kind eben den Schulstoff, „halb so schlimm“, meinte eine Bloggerin und Lehrerin. Im Grunde wüssten auch die Lehrkräfte nicht, wie in der Krise wirklich zu verfahren sein – und kann wirklich jemand erwarten, dass alle Kinder die gleichen Bedingungen zuhause hätten, um Schulstoff von den Eltern vermittelt zu bekommen?
Sich in dieser Ausnahmesituation überfordert zu fühlen, darf sein und ist kein Grund, an sich selbst oder an den elterlichen Kompetenzen zu zweifeln. Tipps für diesen ungewohnten Alltag zu Hause gibt Kindheitspädagogin und Autorin Susanne Mierau. Auf Instagram bieten einige Autorinnen und Pädagoginnen Angebote zum Vorlesen an, bei denen man die Kinder für einen kurzen Moment vor dem Bildschirm setzen kann und selbst eine Pause vom Bücherlesen bekommt. Auf Facebook gibt es Theatervorführungen für Kinder und auf YouTube Kanäle in denen Lieder gesungen werden.
In manchen Familien und Beziehungen geht es aber nicht nur um Langeweile durch den Schulausfall, sondern um ganz andere Herausforderungen. Weil Belastungen vorliegen und Schule und Kindergarten für diese Menschen absoluter Notanker sind. In solchen Fällen dürfen wir nicht wegschauen, müssen sensibilisieren und sollen Betroffene unbedingt Hilfe erfahren. Achtsam sein, mit uns und anderen!
Hilfe bei Problemen:
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ 08000 116 016
Telefonseelsorge 0800 11 10 111 oder 0800 11 10 222
Sucht- und Drogenhotline 01805 31 30 31
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Seid achtsam mit euch selbst, wählt Nachrichten mit Bedacht aus und schaltet das Handy zwischendurch aus. Es darf euch zu viel werden. Atmet in Momente der Überforderung tief ein und aus und erinnert euch mit Dankbarkeit an das, was ihr habt. Lasst euch glückliche Kakao-Momente etwas länger auf der Zunge zergehen und malt eurem schmutzigen Spiegelbild Herzen auf die Augenringe. Es ist eine Krise. Sie wird herausfordernd sein, aber: Sie wird vorübergehen.
Zusammenhalt in Zeiten der Krise ist wichtig. Die Mission hinter happiness.com ist, eine sichere und sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft zu sein, die es jedem ermöglicht, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Besonders in Zeiten der Krise sind die Werte sicher und unterstützend wichtig.
Derzeit ist besonders die englischsprachige happiness.com Community sehr aktiv und wir möchten dich einladen, dort an Diskussionen und der Gemeinschaft teilzuhaben. Im englischen Forum tauschen sich die Mitglieder*innen gerade darüber aus, wie mensch* in Quarantäne mental und körperlich fit bleibt, was der Coronavirus Lockdown für den einzelnen bedeutet und wie effektiv im Homeoffice gearbeitet werden kann. Unsere akkreditierte Achtsamkeits- und Stressreduktionslehrerin (MBSR-Coach) Tine bietet kostenlose Online-Meditationsrunden an – und wer jetzt freie Zeit hat, kann sich in unserer happiness Academy an einem der zahlreichen Online-Kurse teilnehmen.
Hat dir der Artikel gefallen? Erfahre mehr über das kostenlose Angebot des happiness Projekts:Unsere Mission: Eine sichere und sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft zu ermöglichen, in der Werkzeuge, Praktiken und Erfahrungen ausgetauscht werden, die es jedem ermöglichen, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.Konkret heißt das für dich, dass du als Mitglied der happiness Gemeinschaft kostenlose folgende Vorteile genießt:
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Du kannst dem Auf- und Ab des Lebens nicht entkommen, aber du kannst lernen bewusster damit umzugehen, es anzunehmen und dadurch innere Freiheit zu erlangen.
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Veronika ist Redakteurin des deutschen happiness Magazins. Sie schrieb diesen Artikel aus dem Corona-Hausarrest in Spanien. Als freie Texterin setzt sie sich für grüne Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein.
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