Trauer ist eine der am meisten missverstandenen Emotionen: Wir neigen dazu, sie als etwas zu betrachten, das mit dem Tod eines geliebten Menschen zusammenhängt. In Wirklichkeit kann Trauer jedoch als Reaktion auf viele verschiedene Arten von Verlusten auftreten.
Trauer wird auch dahingehend missverstanden, dass die Menschen eine Erwartung zu haben scheinen, wie sie erlebt werden sollte. Es ist wahrscheinlich, dass wir alle irgendwann in unserem Leben Trauer verspüren. Dennoch werden wir auf unterschiedliche Weise damit umgehen. Es ist wichtig, die verschiedenen Arten von Trauer zu verstehen, um sie zu akzeptieren und so Trauer verarbeiten zu können. Zum einen sind wir so besser vorbereitet und können außerdem andere bei ihrer Trauer unterstützen.
Trauer ist eine starke Emotion, die auftritt, wenn wir einem Verlust gegenüberstehen. Sie ist unabhängig davon, ob es sich um eine für uns wichtige Person oder eine Sache handelt. Wir können Trauer erleben, wenn wir unser Zuhause oder unsere Arbeit verlieren, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, sei es durch dessen Tod oder eine Trennung. Wir trauern, wenn wir nach einem Sabbatjahr oder einer langen Reise das Gefühl von Freiheit verlieren. Kurz gesagt kann Trauer auftreten, wenn wir etwas verlieren, mit dem wir eine starke emotionale Verbindung eingegangen sind [1]. Dies können auch unsere Identität, Freiheit oder Erwartungen sein.
Das Gefühl der Trauer selbst ist eine natürliche Reaktion und Teil des Prozesses, den wir durchlaufen müssen, um uns an eine neue Situation zu gewöhnen. Es wird jedoch oft als ein Hindernis empfunden, welches uns auf unserem Weg zum Glücklichsein blockiert.
Nicht vergleichbar: Bei jedem zeigt sich Trauer in einer anderen Form
Oft heißt es, dass die Phasen der Trauer von Verleugnung zu Akzeptanz gehen. Aber einige behaupten, dies gelte nur für die Arten von Trauer, die mit dem Tod eines geliebten Menschen [2] verbunden sind. Die Wahrheit ist, dass Trauer chaotisch sein kann [3] und nicht unbedingt einem klaren Weg folgt. Psychologischen Studien [4] zufolge kann Trauer in einigen Fällen sogar zyklisch auftreten und alles andere als ein geordneter linearer Prozess sein.
Die Art und Weise, wie wir Trauer erfahren, ist für jeden von uns einzigartig und kann von vielen verschiedenen Faktoren abhängen. Darunter unser Glauben, Hintergrund, unsere Persönlichkeit, Erziehung, unser Alter und Unterstützungsnetzwerk. Sogar unsere sowohl geistige als auch körperliche Gesundheit beeinflusst unsere Trauer [5]. Alle diese Faktoren tragen zur Einzigartigkeit jeder Trauererfahrung bei und können zu jedem der nachstehend beschriebenen Haupttypen von Trauer führen.
Unten aufgeführt findest du die Haupttypen von Trauer. Wir können einen oder mehrere von ihnen erleben, während wir mit einem Verlust umgehen.
Dies ist eine der am wenigsten bekannten Arten von Trauer [6]. Es ist möglich, Trauer zu empfinden, bevor ein Verlust tatsächlich eintritt. Wenn beispielsweise jemanden den wir kennen, an einer unheilbaren Krankheit leidet, kann die Emotion sich einschleichen, bevor die Person stirbt.
Diese Art von Trauer ist komplex. Es kann ein Gefühl der Erleichterung hervorrufen, jemanden leiden zu sehen und schließlich los zulassen. Dafür fühlen sich Menschen jedoch oft schuldig. Möglicherweise fühlen sich die Betroffenen auch deshalb schuldig, da sie glauben, dass Trauer bedeutet, die Hoffnung aufzugeben. Manche sagen, dass die vorweggenommene Trauer die Auswirkungen oder den Verlust nach dem Tod der Person verringert hat. Dies muss jedoch in anderen Fällen nicht so funktioniert.
Diese Art der Trauer kann auch bewusst als Prozess der Abschiedsnehmens gelebt werden. Als bewusste Auseinandersetzung mit dem bevorstehenden Verlust. Das kann auch bei einem geplanten Umzug der Fall sein. Dass man sich von der bisherigen Heimat Stück für Stück bewusst verabschiedet.
Manche Menschen machen trotz der Trauergefühle mit ihrer normalen Routine weiter. Von außen mag es scheinen, als wäre die Person nicht davon betroffen, aber Schmerz, Taubheit und andere Gefühle sind immer noch unter der „normalen“ Oberfläche vorhanden. Es ist üblich, dass akute Trauergefühle in Schüben auftreten. Daher sind sie möglicherweise nicht für alle offensichtlich, es sei denn, sie sind rund um die Uhr mit dem trauernden Menschen zusammen. Die Intensität der Gefühle nimmt mit der Zeit allmählich ab, bis wir einen Zustand der „neuen Normalität“ finden.
Als nächstes in der Liste der Arten von Trauer kommt die komplizierte Trauer, die von einem kleinen Prozentsatz der Menschen erlebt wird. Hier ist der Schmerz so überwältigend, dass er sie tatsächlich am täglichen Leben hindert.
“Es ist wichtig, die verschiedenen Arten von Trauer zu verstehen. Zum einen sind wir so besser vorbereitet und können außerdem andere bei ihrer Trauer unterstützen.”
Komplizierte Trauer ist durch irrationale Gedanken, ständiges Grübeln gekennzeichnet und kann auch als Vermeidungsverhalten ausgedrückt werden. [7] z.B. vermeiden die Trauernden Dinge, die sie an die Person oder Situation erinnern, die verloren gegangen ist. Im Gegensatz zu normaler Trauer geschieht dies nicht in Schüben, sondern als ständiges Gefühl, bei dem sich die Person gefangen fühlt, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Dies ist eine der Arten von Trauer, bei der sich die Betroffenen zusätzliches Leid zufügen das zu physischen und psychischen Erkrankungen führen kann, wenn die Trauernden nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
Manchmal treten mit Trauer verbundene Gefühle nicht sofort auf, nachdem wir etwas für uns Wertvolles verloren haben. Für manche Menschen bedeutet dies, dass die Gefühle mit der Zeit stärker werden und es wird Monate später viel schwieriger, mit dem Ereignis fertig zu werden.
Verzögerte Trauer scheint häufiger zu sein, wenn der Verlust eines geliebten Menschen mit anderen bedeutenden Veränderungen einhergeht [8]. Wenn beispielsweise gleichzeitig der Arbeitsplatz oder das Zuhause verloren geht, oder Gesundheitsprobleme auftreten. Ebenso kann sich die Trauer verzögern, wenn die Trauernden das Gefühl haben, ein starkes Familienmitglied sein zu müssen, welches seine Fürsorge auf die Anderen konzentrieren muss.
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Verdrängte oder gehemmte Trauer tritt auf, wenn die Trauernden es vermeiden, sich der Realität des Verlusts von etwas oder jemandem zu stellen, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken, also sich ablenken. Das kann im akuten ersten Stadium des Verlusts ein notwendige Maßnahme sein, um mit der Herausforderung umzugehen. Es ist allerdings keine langfristige Lösung. Menschen können ihre ganze Zeit und Energie in etwas stecken, das sie ablenkt, und sie verstecken ihre Gefühle in der Hoffnung, so die Schmerzen zu vermeiden von denen sie tief in ihrem Inneren wissen, dass sie unvermeidlich sind.
Das Verdrängen der Trauer kann zu körperlicher und geistiger Erschöpfung und Verhärtung führen. Körperliche Symptome verdrängter Trauer sind u.a. Migräne, Verdauungsprobleme, Gewichtsschwankungen, Zittern, Schwindel und Übelkeit. Manchmal kann dies zu einer der anderen oben diskutierten Arten von Trauer führen (beispielsweise verzögerter Trauer). [9] Depression und andere psychische Erkrankungen können durch verdrängte Trauer hervorgerufen werden.
Auf und Ab: Trauerverabeitung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich
Anders als bei den oben genannten Arten von Trauer erhalten Menschen, die so genannte entrechtete Trauer erleben, in der Regel wenig Unterstützung oder Akzeptanz. Entrechtete Trauer kann auftreten, wenn wir ein Haustier, ein Nicht-Familienmitglied oder einen Teil von uns selbst verloren haben (z. B. wenn wir nach einem Unfall die Funktion eines Körperteils verloren haben). Der Verlust wird von der Gesellschaft oft nicht als „der Trauer wert“ eingestuft. Die Betroffenen werden dann dazu aufgerufen "sich nicht so anzustellen", "das Ganze positiv zu sehen" usw. Dies kann den Druck auf die Trauernden noch verstärken, ihre existierenden und berechtigten Gefühle zu unterdrücken und zu verdrängen. Auch hier können psychische Probleme die Folge sein, auch ziehen sich die Betroffenen oft zurück, da sie sich ihrer Trauer schämen und ausgegrenzt fühlen.
Dies kann eine Extremform der verdrängten Trauer sein, da die Person ihre Gefühle zum Schweigen bringt und weitermacht, als wäre nichts geschehen. Aber das fehlende Trauern ist eine extremere Version, bei der es um Vermeidung und Verweigerung geht. Es gibt tatsächlich Berichte über extreme Fälle, wie den einer 80-jährigen Frau, deren Trauer 30 Jahre lang ausblieb. Nachdem sie einen Sohn verloren hatte, weigerte sie sich schlicht zu glauben, dass ihr Sohn gestorben war. [10]
Allerdings kann das fehlende Gefühl der Trauer direkt nach dem Verlust auch auf einen Schockzustand hinweisen. Vielleicht haben wir den Verlust noch nicht akzeptiert. Vorweggenommene oder verzögerte Trauer sind weitere Erklärungsmöglichkeiten. Es kann viele Gründe geben, wieso wir noch nicht bereit sind zu trauern. Sollte die Unfähigkeit zu Trauern sorgen bereiten wäre es sinnvoll sich den Umständen des Verlusts vorsichtig zu nähern, vielleicht im Gespräch mit vertrauten Personen oder einer Therapeutin oder einen Therapeuten. Wer dazu nicht bereit ist, kann sich vielleicht in einem entsprechenden Forum Unbekannten gegenüber etwas besser öffnen.
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Als letztes in der Liste der Haupttypen von Trauer steht überhöhtes Trauern. Diese Form des Trauerns ähnelt der komplizierten Trauer in der Art, dass sich das Leid und die Unfähigkeit zu funktionieren mit der Zeit nicht verbessern. Die Trauer wird nicht besser sondern intensiver und zunehmend belastender. Dies kann das Ergebnis mehrerer Verluste zur gleichen Zeit oder über einen kurzen Zeitraum sein, sodass sich die Trauernden verloren und unfähig fühlen, sich allem auf einmal zu stellen und in einen Verdrängungs-/ und Überlebensmodus wechseln. In diesem Modus funktionieren sie für einige Zeit gut, allerdings kann die Trauer so nicht verarbeitet werden. Wenn diese Trauer nicht gelöst wird, kann der überhöhte Kummer leicht zu Depressionen werden.
Die Botschaft zum Mitnehmen ist, dass Trauer ein so universelles wie einzigartiges Gefühl ist. Jeder Mensch trauert, doch die Art wie wir es erleben, ist ganz individuell. Wenn wir lernen wollen, mit Trauer zu leben, Trauer zu durchleben ist es wichtig zu verstehen, dass es keine Standardformel gibt. Wir müssen die für uns besten und ehrlichsten Methoden finden, um unter unseren besonderen Umstände die Trauer zu verarbeiten. Das Verstehen und Erkennen der acht Arten von Trauer kann uns dem Glück einen Schritt näher bringen und uns auch dabei helfen, andere zu unterstützen, die trauern.
Wenn wir uns trauen uns unserer Trauer zuzuwenden können wir aus ihr lernen. Ist der Verlust und die Trauer akut mag das noch unmöglich sein, doch mit der Zeit können wir hinter den Schmerz sehen und feinere Nuancen darin erkennen. Die Trauer enthält in sich die Weisheit über ihre Heilung. Sie zeigt uns genau die Wunden die der Verlust hinterlassen hat, manche Wunden sind so tief, dass wir sie nicht vollständig heilen können und es vielleicht auch gerade gar nicht wollen, wir können aber lernen sie zu würdigen und mit ihnen zu leben. Wenn wir die Trauer erkennen und akzeptieren lernen wir mehr über uns selbst und unsere Verbindung mit der Welt. ●
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Dee ist Absolventin der Sozialwissenschaften mit einem ausgeprägten Interesse an Sprachen, Kommunikation und persönlichen Entwicklungsstrategien. Dee liebt es zu trainieren, draußen in der Natur zu sein und warme und sonnige Orte zu entdecken, an denen sie dem Winter entfliehen kann.
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