Autorin Veronika Eicher hat nachgeforscht: Wie sorgt man dafür, dass die rosarote Brille und das Glück der jungen Beziehungstage länger erhalten bleibt?

Frisch verliebt, wenn die Küsse des Partners oder der Partnerin besser schmecken als das Lieblingseis vom Italiener, ist es mit der rosaroten Herz-Brille auf der Nase kaum vorstellbar, dass es irgendwann mehr Streit als Küsse geben könnte oder, noch schlimmer: eisiges Schweigen. Am Anfang einer Beziehung fühlt sich alles so leicht an, man lacht über die Marotten des Partners oder der Partnerin, sieht die vielen guten Seiten und nimmt sich gemeinsam vor, es niemals so weit kommen zu lassen, dass man sich auseinander leben würde. Doch mit dem Lauf der Zeit verliert die rosarote Brille ihre Beschichtung.

Wie geht's nach der rosaroten Brille weiter?

Man sieht wieder „klar“ - und plötzlich fallen einem so allerlei Eigenheiten, Ticks und Verhaltensweisen auf, die man vorher nicht bemerkt hat. Das Phänomen, dass die rosarote Brille ihre Beschichtung verliert, kann wissenschaftlich erklärt werden. Es wird als der sogenannte Coolidge Effekt bezeichnet, der bereits in den 1960er Jahren entdeckt wurde. Zu Beginn der Partnerschaft ist das Level der körpereigenen Glücks- und Bindungshormone Dopamin und Oxytocin auf dem höchsten Niveau. Wissenschaftlicher fanden heraus, dass es im Verlauf der Beziehung jedoch stetig sinkt und nach vier Jahren seinen tiefsten Stand erreicht.

Dopamin und Oxytocin sind auch dafür verantwortlich, wie es um die sexuelle Anziehungskraft steht. Mit dem Absinken der beiden Hormone wird auch diese im Laufe der Jahre geringer. Jetzt ist ein festes Fundament gefragt, das die Partnerschaft über diese Krise unbeschadet tragen kann. Denn ohne Frage ist es auch nach vier Jahren noch möglich, eine glückliche, zufriedene und auch sexuell erfüllte Partnerschaft zu führen. Doch dafür braucht es eine gute Basis, die in den ersten Jahren erbaut werden muss und die es in den Folgejahre zu pflegen gilt. Artikel_Beziehung_happiness_magazin_couple.jpg

 

Wie könnt ihr die Basis für eine gute Partnerschaft stärken, um das Glück eurer Beziehung zu erhalten?

Dafür gibt es kein allgemeingültiges Rezept, schließlich ist jedes Paar individuell und muss für sich selbst erfühlen, wie sie das Glück in ihrer Beziehung erhalten können. Aber dennoch gibt es Ansatzpunkte, die für alle Partnerschaften gelten könnten.

 

Eine Partnerschaft der Freundschaft

„Er war nicht nur mein Mann, er war auch mein bester Freund“, erzählte mir eine Freundin, die ihren Partner verloren hatte und deren Verlust so unfassbar groß war. Es fasst zusammen, was eine gute Beziehung ausmacht: Eine tiefe Freundschaft verbindet einen mehr, als die Tausend Schmetterlinge in der Anfangszeit. In einer Freundschaft genießt man es, zusammen zu lachen, zu reden, zu philosophieren. Auch wenn man nicht gerne im Stau stecken bleibt oder der Zug wieder mal ewig Verspätung hat – aber wenn es schon sein muss, dann mit einem Freund. Der Partner oder die Partnerin sollte deshalb auch ein Freund oder eine Freundin sein. Mit wem sonst sollte man so viel Zeit seines Lebens verbringen wollen?

 

Gemeinsam lachen

Mit einem Freund teilt man den richtig Sinn für Humor. Man lacht über die gleichen Witze, kann sich vielleicht mal gegenseitig auf die Schippe nehmen oder auch nicht. Das ist nicht von Bedeutung. Hauptsache, man kann miteinander lachen. Humor ist einer der stärksten Faktoren für den langfristigen Erhalt einer Partnerschaft. Wenn der Humor geteilt wird und man gemeinsam lachen kann, bringt einem das als Paar zusammen und man erlebt gemeinsames Glück.

 

Gemeinsame Interessen

In einer Beziehung sollte das „Wir“-Gefühl gestärkt werden. Und wo geht das besser, als bei gemeinsamen Aktivitäten und Hobbys. Zwar ist es auch wichtig, dass jeder dem anderen Raum und Zeit für eigene Unternehmung gibt. Eine gewisse Überschneidung mit gemeinsam verbrachten Interessen ist aber förderlich für die Paarbeziehung und stärkt das Glück miteinander.

 

Respekt füreinander

"Was meinst du, soll ich den Job annehmen?“, „Findest du ich übertreibe in meinem Ärger und sollte einlenken?“, „Was würdest du denn in meiner Situation tun?“ - alles Fragen, bei denen man an der Meinung des anderen interessiert ist. Man ist interessiert und fragt, auch wenn man weiß, dass es einem vielleicht nicht immer gefällt, was der andere sagt (wie im zweiten Beispiel). Man fragt den anderen um seine Meinung, weil man seine Denkweise respektiert.Respekt für die Denkweise und die Person des Partners oder der Partnerin ist eine fundamentale Eigenschaft, damit das Glück und die Zufriedenheit in der Partnerschaft erhalten bleibt.Der Eheforscher der University of Washington, Jon Gottmann, ist in der Lage, Scheidungsfälle und deren Zeitpunkt erstaunlich genau vorherzusagen. Einer der Variablen, die er dafür verwendet, ist der fehlende Respekt, beziehungsweise die daraus resultierende Verachtung. In einer seiner Studien  erwies sich gegenseitige Verachtung als der stärkste Hinweis für eine misslungene Ehe. Wenn man erfährt, dass verachtende Kommentare und Verhaltensweisen, die Gottmann in 15-minütigen Diskussionen der Ehepaare registrierte, zu einer 2-3mal höheren Scheidungsrate führten, erhärtet sich dieser Verdacht.

artikel_ beziehung_frauen_happiness_magazin.jpgKleine Aufmerksamkeiten im Alltag, statt teure Geschenke an Feiertagen

 

Der Alltag zählt

Nicht der gemeinsame Cocktail am Strand im Sommerurlaub oder das teure Geschenk zu Weihnachten bestimmt darüber, wie glücklich Menschen in ihrer Beziehung werden. Es ist der alltägliche Umgang miteinander, der dafür ausschlaggebend ist. Ein ganz normaler Donnerstag zeigt, wie es um die Beziehung steht. Ist der von Respekt und Zuneigung geprägt, ist die Beziehung von Glück und Zufriedenheit gekennzeichnet. Urlaube oder Geschenke hingegen werden nicht dabei helfen, die Partnerschaft dauerhaft glücklich zu erleben.In einer Partnerschaft sollte man die oben genannten Faktoren pflegen, sich den gegenseitigen Respekt erhalten und statt ein teures Geschenk zum Valentinstag lieber auf die ab und zu liebevoll zubereitete und ans Bett gebrachte Tasse Kaffee an einem ganz normalen Wochentag achten (wobei ein Geschenk als kleine Aufmerksamkeit ja auch etwas schönes ist). Die Voraussetzung, dass das Glück in der Partnerschaft erhalten bleibt und man diese auch nach Jahren noch mit Zufriedenheit führt, liegt jedoch noch tiefer. Sie sitzt da, wo man sich ganz sich selbst fühlen kann, sich nicht verstellen muss, aufgefangen wird und sich geborgen fühlt: Im eigenen Zuhause. Eine Partnerschaft sollte sich wie ein Zuhause anfühlen, um sie auf Dauer glücklich zu erleben. Dafür braucht es:

 

Ein sonniges Klima von Vertrauen und Sicherheit

Eine gute Kommunikation ist der Schlüssel für eine funktionierende Beziehung. Denn nur wenn die Kommunikation stimmt, kann man den anderen gut kennenlernen und seine Verhaltensweisen und Ansichten verstehen. Geheimnisse sind dagegen wie Gift für eine Beziehung. Sie sollten ganz einfach überflüssig werden. Denn wenn man geliebt wird, und sich sicher sein kann, dass der andere einen so annehmen kann, wie man ist – dann gibt es keinen Grund, Geheimnisse zu haben. Auf der anderen Seite braucht auch mein Partner keine Geheimnisse vor mir haben. Wenn ich ihm Verständnis für den ein oder anderen Fehltritt in seiner Vergangenheit (und auch Gegenwart) entgegenbringe, und ihn mit seinen Fehlern annehme, gibt es keinen Grund, etwas zu verbergen.

 

Akzeptanz: Wolken am Himmel bedeutet nicht gleich Regen

Jeder Mensch hat Fehler, sie gehören zum Gesamtpaket der Person dazu. Wenn ich mit einer Person mein Leben verbringen will, muss ich dieses Gesamtpaket akzeptieren. Und nur weil diese Person die ein oder andere Marotte hat, heißt das nicht gleich, dass sie ein schlechter Mensch ist.

 

Jeder bekommt die Hälfte vom Kuchen

Wenn die Frau immer ¾ vom Sonntagskuchen bekommt, der Mann nur den Rest, tut das der Partnerschaft nicht gut. Eine ausgewogene Verteilung der Kräfte, Ressourcen und des Aufwandes in der Beziehung ist wichtig, um eine gesunde Paarbeziehung zu führen.In einer Beziehung ist nicht immer alles nur Friede-Freude-Sonnenschein. Eine Beziehung ist auch harte Arbeit. Um eine Beziehung zu erhalten und sich immer wieder neu auf den Partner einzulassen und sich nicht egoistisch zu verhalten, braucht es den Willen, dafür zu kämpfen. Dafür listet der Eheforscher John Gottmann die Kommunikation auf. Soll die Beziehung langfristig glücklich und zufrieden geführt werden, kommen Paare an einer guten Kommunikation nicht vorbei. Dazu gehört laut Gottmann auch, dass Paare lernen, wie man sich gut streitet. Diskussionen und auch Streits gehören zum Alltag dazu. Wie man sie richtig führt, den Respekt (siehe oben) dabei aufrecht erhält und mit dem anderen gewaltfrei kommunizieren kann, lässt sich erarbeiten.

Artikel_Beziehung_happiness_magazin.jpgDie Beziehung auf eine solide Basis stellen

 

Das klingt jetzt wie eine lange Liste, die abgehakt werden muss. Und nicht in allen Punkten ist es möglich, als Paar perfekt abzuschneiden. Doch die rosarote Brille lässt sich auch nach mehreren Beziehungsjahren und -krisen wieder aufsetzen. Schließlich geht es in einer Beziehung mehr als um den Eingangs erwähnten Dopamin und Oxytocin-Spiegel.

Und auch in der Statistik gibt es Hoffnung: Seit 2012 geht die Scheidungsrate stetig zurück. Und das sollten wir feiern. Mit einem Lieblingseis beim Italiener – schmeckt immerhin fast so gut, wie die Küsse vom Partner oder der Partnerin!

 

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Geschrieben von Veronika Eicher

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Veronika ist freie Texterin und Mitarbeiterin des happiness Magazins. Für sie schmeckt Glück in der Partnerschaft nach einem ins Bett gebrachten Kakao an einem ganz normalen Wochentag.


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