3 Tage und 12 spannende Vorträge im Germanischen Museum Nürnberg zu Zusammenhängen der Hirnfunktionen mit verschiedensten Aspekten des Glücks im Rahmen des alljährliches Symposiums, organisiert vom Kortizes-Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs:
Hier ist der erste unserer beiden Artikel zum Symposium Kortizes "Hirn im Glück - Freude, Liebe, Hoffnung im Spiegel der Neurowissenschaften".
Glück entsteht unter Voraussetzungen, die wir oft nicht unter Kontrolle haben. Glücklich sein wollen wir aber alle. Wie also kommen wir dorthin? Und was ist das eigentlich, "Glück"? 13 Wissenschaftler*innen sind dieser Frage auf dem Symposium nachgegangen und haben ihre Forschungsergebnisse in Fachvorträgen vorgestellt.
Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Auch für manche Bereiche der Wissenschaft schien Glück ein ebenso schwer fassbarer Zustand wie für Laien zu sein. Bevor wir also aufklären, wie das Symposium diese Frage beantwortete, möchten wir dich zu einer kurzen Übung einladen.
Übung:
Nimm dir einen Moment Zeit und frage dich, was Glück für dich bedeutet, wie du es definieren würdest und wann du es spürst?
Kick, Rausch, Ekstase, Zufriedenheit, Wohlbefinden, ein gelungenes Leben... ? Diese Zustände können wir anhand ihrer Intensität, Dauer und Stabilität unterscheiden.
Auf Basis dieser Faktoren können wir verschiedene Arten von Glück unterscheiden:
“Glück haben”, im Englischen “luck” ist im Deutschen zwar das gleiche Wort, soll hier aber nicht weiter betrachtet werden.
- Objektives Glück bezieht sich auf die Lebenssituation, also Lebensereignisse, Gesundheit, Lebenssituation und z.b. Einkommen.
- Subjektives Glück ist von der Persönlichkeit, dem Selbstwertgefühl, der Kontrollüberzeugung, Extraversion und der emotionalen Stabilität abhängig (mittelfristig stabile Persönlichkeitsmerkmale).
Unser Glücksempfinden kann man wiederum unterteilen in
- den glücklichen Moment: hedonistische, kurzfristige Glücksmomente wie Lust, Genuss und Freude (Lust/ Unlust Prinzip)
- das erfüllte Leben: Glücklichsein als längerfristigen Zustand, endämonisches Glück, Zufriedenheit, Wohlbefinden
Sprich das Glück als Ziel genügt sich selbst, während alle andere Ziele Schritte hin zur Erreichung übergewordeter Ziele - wie eben des Glücks - sind. So beginnt Dr. Eva Asselmann das Symposium.
Allgemein neigen wir dazu, den Einfluss des objektiven Glücks (also beispielsweise die Lebenssituation) zu überschätzen und ihm wesentlich höheren Einfluss zuzuschreiben, daher arbeiten auch viele von uns recht verbissen daran dieses objektive Glück zu verbessern. Tatsächlich sind aber subjektive Glücksfaktoren für die persönliche Lebenszufriedenheit wesentlich entscheidender! Plötzliche Einbußen des objektiven Glücks wirken sich zwar vorübergehend negativ auf das subjektive Glück und Wohlbefinden aus. Umgekehrt ist bei viel objektivem Glück subjektives Glück nicht zwingend gegeben bzw. objektives Glück ist keine Voraussetzung für das subjektive Wohlbefinden. Allerdings bedeutet Resilienz, dass nach negativen Lebensereignissen die Lebenszufriedenheit zwar abrupt stark sinkt, sich aber langfristig wieder (fast) auf das gleiche Level einpendelt. Dieses Level ist der individuelle Sollwert des Glücks.
Ein gemeinsames Essen mit Freunden: Ein kurzer, aber wertvoller Glücksmoment
Das PERMA Model begegnete uns während des Symposiums immer wieder. Es ist das übergeordnete Modell und die einzelnen Vorträge widmen sich meist unter Bezugnahme auf das PERMA Modell einzelner Unterbereiche.
Das PERMA Modell wurde von Martin Seligman, einem US-amerikanischen Psychologen und Präsidenten der American Psychological Association entwickelt, der auch als Vater der Positiven Psychologie gilt. Darin werden fünf Bereiche genannt, die für ein gelingendes Leben wichtig sind:
Der Glücksstifter Dominik Dallwitz-Wegner erklärt die fünf Säulen eines gelungenen Lebens in diesem Video noch einmal ausführlich:
Die positive Psychologie beschäftigt sich insbesondere damit, wie man diese fünf Bereiche stärken und damit das persönliche Wohlbefunden erhöhen kann.
Bereits am ersten Tag hatten wir bei Frau Dr. Eva Asselmann gehört, dass (seelische) psychische Gesundheit nicht mit Glück gleichzusetzen, aber durchaus eine Voraussetzung für Glück ist. Teil eines gelungenen Lebens sind auch Präventionsmaßnahmen, die das Wohlbefinden nachhaltig stärken. Gleichzeitig ist es notwendig, das Risiko für seelische und körperliche Probleme effektiv zu reduzieren, da diese dem Glück zuwiderlaufen und darüber hinaus gezielte Maßnahmen zur psychologischen Gesundheitsförderungen und dem Entwickeln von gesunden Bewältigungsmechanismen benötigen.
Dr. Judith Mangelsdorf schlägt den Bogen zur positiven Psychologie über die Prävention und Behandlung hin zu Resilienz und posttraumatischem Wachstum.
Das Ziel der Psychologie bisher war die Probleme/ Störungen zu beseitigen (fix what's wrong). Die positive Psychologie will darüber hinaus nicht nur Leid mindern, sondern Wohlbefinden steigern (build what's strong). “Wenn man die Depression nimmt, bekommt man keinen glücklichen, sondern einen leeren Menschen”, beschreibt Seligman in einem treffenden Zitat.
Seligman und Csikszentmihalyi definieren positive Psychologie als
"... die wissenschaftliche Erforschung des positiven Funktionierens und Gedeihens des Menschen auf mehreren Ebenen, einschließlich der biologischen, persönlichen, relationalen, institutionellen, kulturellen und globalen Dimensionen des Lebens."
Christopher Peterson definiert positive Psychologie als
"... die wissenschaftliche Untersuchung dessen, was das Leben lebenswerter macht."
Glück: Bedeutet mehr, als nur nicht zu leiden
Die Aspekte der (An)Hedonie: "Liking (mögen), Wanting (Begehren), Learning (Lernen), Effort (Bemühen)", ihre komplexen Zusammenhänge und Steuerung über Dopamin und körpereigene Opioide waren unter anderem das Thema von Prof. Dr. Dr. Henrik Walter.
Anhedonie bezeichnet die verringerte oder fehlende Fähigkeit, Freude und Lust zu empfinden. Da bei Patienten mit Depression das Liking intakt ist, aber das Wanting beeinträchtig, gibt es z.b. bei Depression die Möglichkeit des Genusstrainings oder bei besonders therapie-resistenten Fällen kann eine direkte Gehirntiefenstimulation das Wanting ankurbeln. Hiermit ist auch die im gesamten Symposium immer wieder aufauchende Frage nach dem individuellen Sinn im Leben (nicht der kosmische Sinn des Lebens) verknüpft. Die individuelle Sinnerfüllung die von folgenden Faktoren mitbestimmt wird:
Allerdings ist der Zusammenhang von Sinn und Glück zu beachten. Während Sinn durchaus zum Glück beiträgt, braucht es ihn nicht zwingend. Hier spricht man dann von der existenziellen Indifferenz. Der Zustand geringer Sinnerfüllung, der jedoch nicht mit einer Sinnkrise einhergeht.
Übung:
Dem Positiven bewusst mehr Zeit widmen - ohne Leistungsdruck
Selbstverwirklichung: Ein wichtiger Punkt, der die individuelle Sinnerfüllung mitbestimmt
Stress hat großen Einfluss sowohl auf unsere körperliche als auch geistige Gesundheit, aber umgekehrt ist es uns auch möglich diesen großen Faktor bewusst zu beeinflussen. Dass chronischer Stress und Depression via des vegetativen (autonomen) Nervensystems unser Glücksempfinden, aber auch viele körperliche Funktionen beeinträchtigt, brachte uns Frau Dr. Katharina Hösl näher. Starker langanhaltender Stress reduziert auch das Wohlbefinden langfristig und kann ebenso die Gesundheit in Mitleidenschaft ziehen. Bei Drepression verringert sich z.b. die Variabilität der Herzrate.
Übung:
Metronomisches Atmen: 5 Sekunden lang einatmen – 5 Sekunden lang ausatmen (mind. 3 Minuten lang)
Als verschiedene Formen von Stress unterscheidet man: physikalischen, sozialen, ökologischen, ökonomischen und beruflichen Stress.
Diesen kann man nach Intensität, zeitlicher Ausdehnung und Betroffenheit ordnen.
Die Lebenserwartung bei Menschen mit psychischen Störungen ist im Durchschnitt 10 Jahre geringer - Frühe Hilfe sowie Stressbewältigungskompetenzen aufbauen. z.B. Angewandte Entspannung könnte psychischen Störungen vorbeugen.
Stress reduzieren: Meditationen können nachweislich helfen
Glück kann nicht nur aus dem Guten entstehen, das uns im Leben wiederfährt, sondern auch aus Leid. Wie können wir selbst an unseren Herausforderungen wachsen?
Wie unter objektivem und subjektivem Glück kurz erwähnt, kann sich die Lebenszufriedenheit dank der Resilienz bis zum vorherigen Stand erholen. Dr. Judith Mangelsdorf berichtet in ihrem Vortrag über posttraumatisches Wachstum. Bei einem traumatischen Ereignis zerbricht eine Welt (Core Belief Disruption). Die Person kann auf diesem Tiefpunkt bleiben und Depressionen oder andere Störungen entwickeln. Sie kann mittels der Resilienz zum Ausgangspunkt des persönliches Wohlbefindens zurückfinden oder eine völlige Neubewertung ihres Lebens, ihrer Werte, des Sinns vornehmen und über den vorherigen Wert an Lebenszufriedenheit hinaus wachsen. Dies gelingt, wenn die betroffenen Menschen es schaffen, ihr Trauma in einen sinnstiftenden Kontext zu bringen. Hilfreich sind dabei positive Emotionen/ punktuelle positive Erfahrungen und unterstützende Beziehungen (Thriver Modell). Menschen, die dies erreicht haben, berichten unter anderem von stärkeren Beziehungen, einem veränderten Sinn für Spiritualität, dem Ausbau persönlicher Stärken und veränderten Prioritäten.
Die 3 großen Fragen, die diesen Weg unterstützen können:
Posttraumatisches Wachstum ist eine langfristige Entwicklung. Zum akuten Zeitpunkt der traumatischen Erfahrung ist vorallem eine unmittelbare – vorzugsweise professionelle – Betreuung wichtig, um Störungen vorzubeugen und das Erlebnis verarbeiten zu können.
Glück kennt keine Behinderung: Wenn ein geliebter Mensch mit Krankheiten/Behinderungen zu kämpfen hat, bedeutet das oft Kummer und Sorgen, aber auch eine Chance für Wachstum
Zum Abschluss und bevor es zum zweiten Artikel geht, noch eine letzte Übung fürs bewusste Wahrnehmen:
Übung "Ich sehe dich!":
Zwischenmenschliche Kontakte: den Sitznachbar*innen die Hand reichen, sich vorstellen, dabei in die Augen schauen/ die Person gegenüber bewusst wahrnehmen
Im zweiten Teil des Berichts über das Symposium Kortizes in Nürnberg geht es um Glücksfaktoren wie Flow, Beziehungen, Weisheit und Musik.
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Tine ist Teil des happiness.com Team. Sie ist Künstlerin, Medieningenieurin und MBSR Trainerin. Wenn sie nicht auf Reisen ist, verwandelt sie ihre Dachterrasse in einen paradiesischen Garten. Erfahre mehr über Tine auf: Instagram.
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