Die Autorin Veronika Eicher steht täglich vor einer Aufgabe, die so einfach scheint und doch so kompliziert ist: Im Hier und Jetzt leben. In diesem Artikel erzählt sie von dem Versuch, ihren Wunsch nach mehr Achtsamkeit im Leben und Jetzt im Alltag zu verwirklichen und gibt ihre Tipps weiter.

"Das Leben ist voller Leid, Krankheit und Schmerz - und zu kurz ist es übrigens auch..." Woody Allen

Im Hier und Jetzt leben. Das hört sich immer so einfach an und ist so schnell gesagt, aber es ist so verdammt schwer umzusetzen! Die Gedanken wandern einfach viel zu oft in die Zukunft, die offenen Fragen drängen sich ins Bewusstsein und belagern das Denken. Vor den vermeintlich schönen Moment schieben sich graue Wolken.

 

Wie gern wäre ich frei von diesen grauen Wolken!

Vor meinem geistigen Auge sehe ich eine Frau, die den Tag über lacht und fröhlich ist und sich an der Schönheit der Natur und der Gesundheit der Mitmenschen und dem Essen auf dem Tisch und der Sonne im Himmel erfreut.
So möchte ich sein.

Im Hier und Jetzt bin ich es aber nicht.

Zumindest nicht so durchgehend, wie ich es gerne wäre. Immer wieder komme ich ins Grübeln über unsere Zukunft. Oder ich ärgere mich über Kommentare oder Blicke auf der Straße. Ich zweifle an mir selbst. Was möchte ich? Wo liegen meine Prioritäten wirklich? Was will ich im Leben erreichen?

 

Den Blick auf das Wesentliche lenken

Im Hier und Jetzt sein, aber trotzdem die Zukunft im Blick behalten. Sich Gedanken machen und Zukunftsmodelle im Kopf durchspielen, aber diese Gedanken nicht den Tag bestimmen lassen. Stattdessen den Blick auf das Wichtige lenken: auf das was ich habe, auf das was ist.
Im Hier und Jetzt bin ich manchmal bockig wie ein kleines Kind. Der Steinbock in mir fährt die Hörner aus und ich fühle mich von Wut und Trotz überrollt wie eine Vierjährige, die im Supermarkt an der Kasse keinen Hubbabubba bekommt. Wie kann man nur so sturköpfig sein? So ein albernes Verhalten. Wenn ich dann meinen Willen bekomme, bin ich mir noch nicht mal sicher, ob ich das auch wirklich will. Es geht nur ums Gewinnen. Wie bescheuert.

Anders sein, das wär's.

Ausgeglichener. Ruhiger. Weniger von den Emotionen beherrscht. Nachdenken, bevor man spricht. Klar sehen was wirklich wichtig ist. Wege beschreiten und auf den Pfaden bleiben.

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So viele Dinge drängen sich ständig ins Bewusstsein und verleiten zum Dauergrübeln: Pläne, Vergangenes, vertane Chancen...

 

Das Gute sehen und wertschätzen

Im Hier und Jetzt geht es uns ja ganz gut. Ein Dach über dem Kopf, gutes Essen auf dem Tisch. Alle gesund. Was geht es uns doch gut. "Sei dankbar und halt die Klappe. Denk an die, denen es nicht so gut geht. Schätze deine Lage. So privilegiert. Sei glücklich.", rufen die Gedanken.

"Aber wir wissen ja nicht, was kommt. Was ist in einem Jahr? Was passiert beruflich? Bleiben wir hier wohnen? Wie wird die Gesundheit sein? Das/Dies/Jenes könnte besser sein.", rufen die Gedanken.

Hin und Her. Wer gewinnt?

Ich bin umgeben von widersprüchlichen Gefühlen, die mein Im Hier und Jetzt dominieren. Ich bin. Ich bin. Ich. So viele Ichs in einer Person. Bin ich schon schizophren oder ist das noch normal?

Ich atme ein und aus. Suche nach Wegen, wie ich mehr im Jetzt sein kann. Ich atme aus.

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Sich bewusst werden, ist der erste Schritt für ein Leben im Jetzt

Im Hier und Jetzt leben ist eine Floskel, die gerne verwendet und selten umgesetzt wird. Wir Menschen sind auf Fortschritt programmiert, denken an die nächsten Schritten und die darauf folgenden Pläne.

Wir beschäftigen uns mit der unverschämten Begegnung beim Autofahren heute morgen. Der Ärger mit den Nachbarn letzte Woche nagt noch an uns. Unser Gedankenkarussell steht niemals still. Der Autopilot ist eingeschaltet und manövriert uns durch den Alltag. Wir bemerken oft gar nicht, wie wenig wir im Alltag anwesend sind, wie oft wir mit den Gedanken abschweifen. 

Zu bemerken, dass sich das Gedankenkarussell beständig dreht, ist der erste Schritt, im Hier und Jetzt leben. 

 

Folgende "Im Hier und Jetzt sein Übungen" helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen und bewusster im Jetzt zu leben:

Was bedeutet das Hier und Jetzt zu erleben für uns? Es geht nicht darum Probleme zu verdrängen sondern ihnen den Platz einzuräumen, der ihnen gebührt. Nicht mehr und nicht weniger. Und auch all die anderen wunderbaren Dinge die uns täglich widerfahren bekommen im Hier und Jetzt die ihnen zustehende Aufmerksamkeit. Im Hier und Jetzt hat alles seinen Platz und nicht nur das zu dem uns unsere Gedanken ständig hinziehen wollen.

  • Stelle dir die Frage: “Was passiert genau jetzt?” 
    Schau dich um und beobachte, was dir in diesem Moment entgeht. Die Wolken vorm Fenster, die Sprenkel auf deiner Kaffeetasse, die Menschen auf der Straße.
    Wir entspannen uns automatisch und genießen den jetzigen Augenblick, wenn bewusst darauf achten, was wir sehen, spüren und wahrnehmen. 
  • Spüre deinen Körper:
    Sitzt du oder stehst du? Wo berührt der Stuhl deinen Körper? Sind dein Zehen entspannt oder eingerollt? Ist dir warm oder kalt? 
    Mache dir deine Körperhaltung bewusst. Achte darauf, wo du den Atem spürst. 
  • Lenke dein Bewusstsein auf das Außen:
    Welche äußere Geräusche dringen in dein Bewusstsein? Hörst du Nachbarn/ Hunde? Das Rascheln der Blätter? Kannst du Geräusche in deinem Inneren ausmachen? Hörst du deinen Herzschlag? 
  • Dein Gedankenkarussell ist nichts negatives
    Und wenn die Gedanken abschweifen, immer und immer wieder (und das werden sie, denn das ist ganz normal), nimm es wahr, registriere es liebevoll, aber werte es nicht.
  • Lass dich nicht verrückt machen!
    Besonders nicht durch destruktive Gedanken oder durch eine innere Stimme, die dich ständig kritisiert oder antreibt. Auch nicht durch Angstzustände oder Dauer-Grübeln. Versuche, diese Dinge in deiner Rolle als Beobachter wahrzunehmen, und zu akzeptieren. 

Damit ich “ich” sein kann und mein Leben im Hier und Jetzt genießen, hilft es diese Achtsamkeitsübungen regelmäßig machen.

Mich auf den Augenblick zu konzentrieren ist eine andauernde Herausforderung. Denn, wie gesagt, wir Menschen sind darauf programmiert, bereits Vergangenes durch zu kauen, um es für die Zukunft zu optimieren. Auch dadurch ist die Menschheit so weit gekommen. Aber für das Leben im Hier und Jetzt beeinträchtigt uns diese Eigenschaft. 

Deshalb rufe ich mir immer wieder den Satz ins Gedächtnis:

"Ich muss jetzt gerade nirgends hin und habe gerade nichts anderes zu tun"

Stattdessen spüre ich in mich hinein, nehme meinen Atem wahr und meinen Körper. Ich achte auf meine unmittelbare Umwelt und nehme den Augenblick so an, wie er ist. Und damit lebe ich im Hier und Jetzt, bewältige Stresssituationen gelassener und gehe am Abend mit dem Gefühl ins Bett, heute wirklich gelebt zu haben. 

Und dieses Gefühl ist unabhängig davon, ob ich etwas einmaliges oder herausragendes gemacht oder geleistet habe. Ganz im Gegenteil. 

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Dankbarkeit heißt die kleinen Dinge im Leben wertschätzen: Die Herzensfreude, wenn wir Freundschaft, Gesundheit und das Glück im Alltag sehen können

 

Das Gefühl, im Hier und Jetzt zu leben und den heutigen Tag wirklich gelebt zu haben, kommt mit kleinen Gesten: 

  • Jemandem Danke zu sagen, den man sonst gar nicht wahrnimmt. Der Bäckersfrau ein Lächeln schenken und ihr dabei in die Augen sehen und sie wahrnehmen; den Nachbarn ganz bewusst und freundlich einen guten Tag wünschen. 
  • Etwas erledigen, was man lange aufgeschoben hat und was sich immer wieder ins Bewusstsein schleicht; Sich bei jemanden entschuldigen, einen lang aufgeschobenen Arzttermin ausmachen; Alte Freunde anrufen und die Freundschaft aufleben lassen. 
  • Das gute Geschirr nutzen, sich zum Kaffee Milch schäumen und ein kleines Kakaoherz darauf zaubern. 
  • Seine Liebsten umarmen. All die guten Eigenschaften in ihnen sehen. 

Alles Dinge, die nichts kosten. Und den Tag doch so viel wertvoller machen.

Warte nicht bis morgen, um im Hier und Jetzt zu leben. Genau heute, genau jetzt ist dafür der richtige Zeitpunkt. Im Hier und Jetzt ist der einzige Moment in dem ich wirklich am Leben bin. Im Hier und Jetzt ist der beste Moment meines Lebens!

“Puh der Bär fragt seinen Freund:“Welcher Tag ist heute?“
Sein Freund antwortet: „Heute ist heute“.
„Oh, das freut mich aber“ sagt Puh der Bär, „denn Heute ist mein Lieblingstag“."
A. A. Milne

Das Hier und Jetzt Prinzip bedeutet auch weder die Vergangenheit noch die Zukunft ernster zu nehmen als den jetzigen Moment. Lasst uns unsere Dankbarkeit, Freude aber auch Traurigkeit leben und teilen, wenn wir es erleben, statt die mit uns herum zutragen in der Hoffnung auf einen perfekten Moment. Der Weg ist das Ziel.

Und jetzt bin ich gespannt auf deine Tipps. Da du den Artikel gelesen hast, scheinst du dich ja auch mit dem Thema Achtsamkeit und im-jetzt-leben zu beschäftigen. Und sicher hast du ganz andere Ideen, Rituale und Anregungen, wie man besser im Moment leben kann. Teile dich in der happiness.com-Community mit, diskutiere im Forum mit und inspiriere andere, von und mit dir zu lernen! 

 

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Geschrieben von Veronika Eicher

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Veronika übt sich täglich im Hier und Jetzt zu leben - auch beim Schreiben der deutschen Ausgabe des Happiness.com Magazins und in den sozialen Netzwerken. Ihre Herzensthemen liegen im grünen Bereich und wenn sie nicht selbst damit beschäftigt ist, Bäume zu umarmen und Moose zu streicheln, schreibt sie als freie Texterin über Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit.


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a9****
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60****

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Im hier und jetzt sein, ist genau das was momentan zählt. Viel zu viele Sachen passieren um uns herum, die einen Zweifeln lassen oder sich Sorgen um morgen lassen machen. In der Vergangenheit gefangen zu bleiben, mit Sachen die man nicht zurückdrehen kann, bringt uns ja auch nicht weiter. Danke für diesen Artikel und diese im hier und jetzt sein Übungen. Das tat gut zu lesen!

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27****

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Hallo Veronika,

 

danke für diesen tollen Artikel über das Leben im Hier und Jetzt. Ich stehe nach einem langen Berufsleben vor der Herausforderung zu lernen, wie ich die neue Freizeit nutzen kann. Ich kenne alle Probleme, die von Dir angesprochen werden. Ich werde den Artikel als Basisprogramm für mein neues Leben im Hier und Jetzt , in der Achtsamkeit heranziehen. Vor allem der Hinweis, dass man automatisch in die Entspannung kommt, wenn man achtsam den Augenblick auf sich einwirken lässt, hat mich beeindruckt. Das wusste ich nicht und ist für mich ein wertvoller Hinweis. Von den Buddhisten kennt man ja die Aussage:

Wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, usw.

Die Tiefe dieser Aussage verstehe ich erst jetzt, durch den Hinweis der Achtsamkeit und der damit verbundenen Entspannung.

Meine Tipps sind erstens das Konzept der Selbstliebe umsetzen, indem ich mich erinnere, wer ich bin, woher ich kam und wohin ich wieder gehen werde. Ich lasse sehr oft wie ein Gebet in meiner Seele klingen: ich liebe mich!

Und zweitens vertraue ich auch auf die Wirksamkeit bewusster positiver Gedanken, die ich sehr oft als Dank ausdrücke. So wie Robert T. Betz es ausdrückt: Mach dein Denken zu einem Danken. Ein Beispiel ist, dass ich fast täglich eine Runde laufe, die über einen kleinen Berg führt. Da gibt es Tage wo ich scheinbar grundlos sehr schwere Beine habe, die mich kaum über den Berg tragen. Wenn ich während des Laufens denke, danke für meine fitten Beine und meinen gesunden Körper, wird der Lauf fast von jetzt auf gleich mühelos. 

Ich bedanke mich nochmals für den wertvollen Artikel!

Carpe Diem!

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